- Micha Schaible
In den vergangenen fünf Monaten durfte ich das CPI Straßenkinderprojekt in Manila intensiv kennenlernen und viele bewegende Erfahrungen sammeln. Besonders geprägt hat mich meine Zeit im Home for Boys, wo ich mit fünfzehn Jungen im Alter von 9 bis 12 Jahren zusammenlebte. Sie kommen aus schwierigen Familiensituationen und finden hier einen sicheren Ort, an dem sie einfach Kind sein dürfen.
Ein Höhepunkt waren die Geburtstagsfeiern – für viele der Jungen das allererste Mal mit Kuchen und Kerzen. Eine dieser Feiern hat sich mir besonders ins Herz gebrannt: Schon Wochen vorher erzählte mir ein elfjähriger Junge voller Vorfreude immer wieder: „Ate Jasmin, Ich würde mich riesig über eine Halskette freuen!“ Mit einem Augenzwinkern versprach ich ihm eine Überraschung. Als es dann endlich so weit war, leuchteten seine Augen, als er die ersehnte Halskette in den Händen hielt. Doch während der Feier veränderte sich seine Stimmung. Zunächst still, dann mit Tränen in den Augen, als alle für ihn sangen. Ich setzte mich später zu ihm, und er vertraute mir an, dass er unendlich glücklich über den Kuchen sei – seinen allerersten Geburtstagskuchen. Gleichzeitig sei er traurig, weil sein Vater nicht gekommen war. Dieser Moment war für mich zutiefst bewegend. Er machte mir bewusst, wie stark die Sehnsucht der Kinder nach Geborgenheit und Familie ist – viel stärker als nach Geschenken oder Feierlichkeiten. Und er zeigte mir, wie wichtig unsere Arbeit mit den Eltern bleibt, damit die Kinder trotz aller Brüche eine lebendige Verbindung zu ihrem Zuhause behalten.Auch in den DropIn Centern durfte ich Einblicke in das Leben vieler Familien gewinnen: Wohnungen ohne festen Boden, kaum genug zu essen, ein Einkommen von oft nur drei Euro am Tag. Umso beeindruckender ist die Stärke und Lebensfreude, die ich dort erleben durfte – ob beim gemeinsamen Singen, beim Spielen oder einfach im täglichen Miteinander. Getragen wurde meine Zeit von einem engagierten Team, das mich von Anfang an herzlich aufgenommen hat. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und die Verbindung bleibt: Seit kurzem bin ich Patin von Alex, einem neunjährigen Schulkind aus einer sehr bedürftigen Familie. Ich freue mich darauf, ihn in den nächsten Jahren begleiten und unterstützen zu dürfen.
Jasmin J. aus Stuttgart